Unfallversicherung
für Notärzte
Anders als in der Klinik oder in einer Arztpraxis kommst du als Notarzt häufig in Situationen mit einem deutlich erhöhten Unfall- und Verletzungsrisiko. Zu den möglichen Gefahrenquellen gehören unter anderem
Wenn du dich im Dienst verletzt, kommt häufig die Berufsgenossenschaft dafür auf – wenn du dich an alle Sicherheitsvorschriften (zum Beispiel Persönliche Schutzausstattung) gehalten hast. Zu den genauen Voraussetzungen, Leistungen und Ausnahmen findest du weiter unten in den FAQ nähere Informationen.
Die meisten Unfälle passieren jedoch nicht bei der Arbeit, sondern in der Freizeit bzw. zu Hause. In diesen Fällen hast du keinen Versicherungsschutz über die Berufsgenossenschaft. Eine leistungsstarke private Unfallversicherung für Notärzte hingegen schützt dich rund um die Uhr.
Für die Versicherung ist ein Unfall ein „plötzlich von außen auf den Körper wirkendes Ereignis, durch das die versicherte Person unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet“. Das hört sich komplizierter an, als es eigentlich ist.
Eine kleine Faustformel für Notärzte kann lauten: Wer unfallchirurgisch behandelt werden sollte, erfüllt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Unfallbegriff der Unfallversicherung.
Entscheidend ist: Eine private Unfallversicherung für Notärzte gilt 24 Stunden am Tag und weltweit. Es kommt also nicht darauf an, ob dir der Unfall im Dienst oder privat, tags oder nachts, in Deutschland oder im Ausland passiert.
Eine Unfallversicherung ist ein Vertrag, der dir hilft, nach einem schweren Unfall mit bleibenden gesundheitlichen Schäden finanziell sicher aufgestellt zu sein und dein Leben an die neuen Gegebenheiten anpassen zu können.
Unter anderem die folgenden Punkte sind über eine Unfallversicherung nicht versichert:
Im Gegensatz zur gesetzlichen Unfallversicherung kannst du eine private Unfallversicherung ganz nach deinem persönlichen Bedarf anpassen. Dazu kannst du jede der folgenden Leistungen individuell festlegen.
Invaliditätsleistung:
Ist die zentrale Leistung der Unfallversicherung. Wenn durch einen Unfall eine Invalidität zurückbleibt, wird sie vom Versicherer ausbezahlt. Berechnung: Grad der Invalidität x Invaliditätssumme = Invaliditätsleistung. Der Grad der Invalidität berechnet sich anhand der Gliedertaxe (siehe FAQ), die dem Vertrag zugrunde liegt.
Progression:
Die Progression ist ein Mehrleistungsmodell , das für den Fall schwerer Verletzungen gedacht ist. Bei einer Invalidität von >25% wird die Invaliditätsleistung aus dem Mehrfachen der Invaliditätssumme gebildet. Gängige Progressionen sind etwa 225, 350 und 500%. Beispiel: Bei einer Invaliditätssumme von 100.000 Euro und einer Progression von 500% wird bei 100% Invalidität eine Invaliditätsleistung von 500.000 Euro fällig.
Unfallrente:
Wenn durch einen Unfall eine Invalidität von mindestens 50% entsteht, wird lebenslang monatlich eine Unfallrente bezahlt. Eine Unfallrente ist dann besonders wichtig, wenn du keine Berufsunfähigkeitsversicherung oder anderweitige Arbeitskraftabsicherung hast oder wenn diese Absicherung nicht ausreicht.
Todesfallsumme:
Wenn die Folgen eines Unfalls so schwer sind, dass die versicherte Person verstirbt, wird eine Todesfallleistung in der vereinbarten Höhe ausgezahlt.
Krankenhaustagegeld:
Es wird für jeden Tag ausgezahlt, an dem sich die versicherte Person wegen eines Unfalls in vollstationärer Behandlung befindet.
Tagegeld:
Das Tagegeld oder auch Genesungsgeld wird in der Regel für die gleiche Anzahl von Tagen bezahlt wie das Krankenhaustagegeld.
Übergangsleistung:
Die Übergangsleistung ist dazu gedacht, den Finanzbedarf bis zur Auszahlung einer Invaliditätsleistung zu überbrücken. Sie wird dann bezahlt, wenn die versicherte Person durch die Folgen des Unfalls über einen längeren Zeitraum erheblich eingeschränkt ist.
und einige andere.
Du hast noch keine Unfallversicherung für Notärzte? Dann vereinbare jetzt kostenlos eine Online-Beratung oder schreibe uns direkt eine Mail an kontakt@rettungsdienst-versicherung.de.
Du hast bereits eine Unfallversicherung? Dann prüfe jetzt anhand unserer kurzen ABCDE-Checkliste, ob du die wichtigsten Punkte beachtet hast.
Wie immer gilt: Die obige Checkliste und alle Informationen auf unseren Seiten stellen eine tolle Hilfe und erste Orientierung dar, können jedoch niemals die persönliche und individuelle Beratung ersetzen. Wenn du offene Fragen zum Thema Unfallversicherung für Notärzte hast, dann schreibe uns direkt eine Mail an kontakt@rettungsdienst-versicherung.de oder vereinbare kostenlos eine Online-Beratung.
Freizeitunfall 1:
Linda, Notärztin und Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, macht mit ihrem Freund Hagen Urlaub in Österreich. Bei einer Bergtour rutscht Linda aus und stürzt etwa vier Meter in eine Felsspalte. Bei dem Sturz zieht sie sich eine Beckenringfraktur sowie eine dislozierte Oberschenkelfraktur links zu. Trotz schneller Rettung durch die Bergwacht und umgehender, fachgerechter Operation in einem Salzburger Unfallkrankenhaus bleibt ihr linkes Bein deutlich in seiner Funktion eingeschränkt, weshalb sie zukünftig keine allzu langen Operationen mehr durchführen kann. Mit ihrem Arbeitgeber vereinbart sie, sich nach einer längeren Reha einen neuen Aufgabenbereich in der Klinik zu suchen. Ihr Unfallversicherer stellt eine Invalidität von 55% fest und zahlt ihr daraufhin eine Invaliditätsleistung von 310.000 Euro einmalig sowie eine lebenslange Unfallrente von 2.000 Euro monatlich. Daraufhin ziehen Linda und Hagen ohne finanzielle Sorgen von ihrer bisherigen Dach- in eine Erdgeschosswohnung und Linda kauft sich ein neues Auto mit Automatikgetriebe, um mit dem verletzten Bein nicht mehr kuppeln zu müssen.
Freizeitunfall 2:
Notarzt Julian war mit seiner Freundin Lena im Urlaub auf Fuerteventura. Bei einer gemeinsamen Quad-Tour wird Julian mit seinem Quad aus einer Kurve getragen und in ein Gebüsch geschleudert. Da er nur einen Jethelm ohne Visier trug, verlor er bei dem Unfall seine Schneidezähne und zog sich umfangreiche Verletzungen im Gesicht zu. Nach Rücksprache mit seinem Unfallversicherer flog er zwei Tage später nach Deutschland zurück und begab sich in die Behandlung eines plastischen Chirurgen, der sein Gesicht so operieren konnte, dass lediglich zwei kleine Narben dauerhaft zurückbleiben würden. Für die Schneidezähne bekam er anschließend professionellen und hochwertigen Zahnersatz. Für die kosmetische Operation sowie den Zahnersatz zahlte sein Unfallversicherer insgesamt 13.700 Euro.
Keine Leistung der BG:
Anästhesist Alexander rutscht während seines Dienstes auf dem frisch gewischten Boden der Herrentoilette aus und zieht sich eine distale Radiusfraktur rechts zu. Von der Berufsgenossenschaft erhält Alexander keine Leistung, da der Toilettengang „nicht zur unmittelbaren Ausübung der beruflichen Tätigkeit“ zählt. Zum Glück hat er eine private Unfallversicherung.
Eingeschränkte Leistung der BG:
Notärztin Kim wird mit ihrem NEF in einer warmen Sommernacht mit dem Stichwort „Synkope“ auf eine nahegelegene Landstraße alarmiert. Beim Aussteigen aus dem NEF wird sie von einem Fahrzeug zu spät gesehen, touchiert und in den Straßengraben geschleudert. Sie zieht sich eine Beckenfraktur zu, wochenlange Krankenhausbehandlungen und mehrere Monate Arbeitsunfähigkeit sind die Folge. Die Berufsgenossenschaft leistet nur sehr zurückhaltend, da Kim beim Aussteigen aus dem NEF keine Schutzjacke mit Reflexstreifen getragen hatte, da ihr sehr warm war. Während sich der Streit mit der Berufsgenossenschaft bis zum Sozialgericht hinzieht, erhält Kim umfassende Leistungen aus ihrer Unfallversicherung für Notärzte für Rehamaßnahmen und bekommt eine Invaliditätsleistung von insgesamt 31.000 Euro. In dem Verfahren vor dem Sozialgericht wird entschieden, dass die BG für alle Behandlungskosten aufkommen muss, eine darüber hinausgehende Rentenleistung erhält sie nicht, da die BG grundsätzlich erst ab 20% Invalidität leistet.
Wann solltest du die Versicherung abschließen?
Je früher du eine Unfallversicherung abschließt, umso früher bist du optimal geschützt. Außerdem ist der Beitrag günstiger, je jünger du bist.
Wer ist versichert?
In einer Unfallversicherung kannst du neben dir selbst auch deine Partnerin oder deinen Partner mitversichern (sofern ihr zusammen wohnt), sowie deine oder eure Kind/er.
Wie lange dauert die Wartezeit?
Der Versicherungsschutz kann in der Regel am nächsten Tag beginnen, für einzelne Teile (zum Beispiel Infektionen) gibt es je nach Versicherer unterschiedliche Wartezeiten.
Wo gilt die Versicherung?
Die Versicherung gilt weltweit
Du hast eine Berufs-, Erwerbs- oder Grundfähigkeitsversicherung?
Sehr gut! Dann kannst du überlegen, ob du ergänzend eine Unfallversicherung abschließen möchtest. Dies kann je nach vereinbarter Monatsrente, Beitrag, Endalter und persönlichem Finanzbedarf eine sinnvolle Möglichkeit sein.
Du hast keine Berufs-, Erwerbs- oder Grundfähigkeitsabsicherung?
Dann solltest du zuerst prüfen, ob du deine Arbeitskraft umfassend absichern kannst. Die Arbeitskraftabsicherung geht in der Regel deutlich weiter als eine Unfallversicherung, da sie auch bei Krankheiten und nicht nur bei Unfällen leistet.
Wann ist eine Unfallrente sinnvoll?
Eine Unfallrente ist immer dann besonders sinnvoll, wenn du deine Arbeitskraft gar nicht oder nur in einer geringen Höhe (zum Beispiel 1.000 oder 1.500 Euro) abgesichert hast. Eine Unfallrente wird gezahlt, wenn du nach den Regelungen deiner Unfallversicherung einen Invaliditätsgrad von mindestens 50% hast. Im Gegensatz zur Arbeitskraftabsicherung wird die Unfallrente auch nicht „nur“ bis zu einem bestimmten Endalter (z.B. bis zum 60./65./67. Lebensjahr) bezahlt, sondern lebenslang.
Was ist eine Gliedertaxe?
Eine Gliedertaxe liegt jeder Unfallversicherung zugrunde. Sie ist von Versicherer zu Versicherer und von Tarif zu Tarif unterschiedlich. Sie besagt, wie „wertvoll“ ein Körperteil ist bzw. welche Entschädigung der Verlust eines Körperteils oder seiner Funktion zur Folge hat. Die Angaben erfolgen in Prozent pro Körperteil. In einer guten Gliedertaxe A beträgt zum Beispiel der Wert eines Daumens 30%, in einem speziellen Tarif B für Ärzte/Notärzte hingegen 60%. Das bedeutet, dass bei einer Invaliditätssumme von 100.000 Euro, 500% Progression und einer Unfallrente von 2.000 Euro pro Monat beim Verlust eines Daumens Versicherer A eine Entschädigung von 40.000 Euro zahlen würde. Versicherer B würde nach der speziellen Gliedertaxe für Ärzte/Notärzte eine Invaliditätsleistung von 220.000 Euro sowie eine lebenslange Rente von 2.000 Euro pro Monat bezahlen.
Wieso musst du deinen Beruf (richtig) angeben?
Der Beruf ist eines der maßgeblichen Kriterien für die Einschätzung deines Unfallrisikos durch den Versicherer. Je geringer das Unfallrisiko ist, umso geringer fällt auch der Beitrag in der Unfallversicherung aus. Je nach Versicherer werden Notärzte anders eingestuft als Ärzte ohne Notarzttätigkeit. Wenn du laut deinem Vertrag also Assistenzarzt bist und bei der Anfahrt mit Sonder- und Wegerechten bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wirst, wird der Versicherer unter Umständen eine Leistung verweigern, da dir selbiges als Assistenzarzt in der Klinik nicht passiert wäre. Es ist daher wichtig, dass deine Unfallversicherung deine tatsächliche Tätigkeit widerspiegelt.
Wieso sind die Gesundheitsfragen so wichtig?
Neben dem Beruf sind auch die Gesundheitsfragen für den Versicherer sehr wichtig, um dein individuelles Risiko richtig einzuschätzen. Eine unwahre oder unvollständige Beantwortung der Gesundheitsfragen kann bedeuten, dass du bei einem Unfall deutlich weniger oder gar keine Leistung erhältst. Häufig ist es für den Unfallversicherer gar kein Problem, wenn du nicht komplett gesund bist. Es gibt mittlerweile auch einige leistungsstarke Tarife mit einer eingeschränkten oder sogar ganz ohne Gesundheitsprüfung. Je nachdem, wie deine individuelle Situation aussieht, empfehlen wir dir den richtigen Versicherer und Tarif. Sprich uns einfach an!
Welche Kostenpositionen sollte deine Unfallversicherung noch enthalten?
Mit den individuell vereinbarten Leistungen wie Invaliditätsleistung und Unfallrente sicherst du dich vor den finanziellen Folgen eines schweren Unfalls ab. Nach einem solchen Unfall muss es aber natürlich auch um eine bestmögliche Genesung gehen! Daher sollte deine Unfallversicherung auch wichtige Kosten wie kosmetische Operationen, Zahnersatz und Zahnbehandlung erstatten, die in aller Regel nicht von deiner gesetzlichen und oft auch nicht von einer privaten Krankenversicherung übernommen werden. Gute Tarife erstatten zum Beispiel für kosmetische Operationen bis zu 50.000 Euro oder sogar unbegrenzt.
Was muss ich beim Thema Infektionen beachten?
Infektionen sind für Ärzte ein wichtiges Thema. Nicht immer sind Infektionen in Unfallversicherungen versichert und auch in guten Verträgen gibt es Lücken. Umso wichtiger ist es, darauf zu achten, dass sie so umfangreich wie möglich in deinem Vertrag enthalten sind. Hierbei geht es um eine sogenannte erweiterte Infektionsklausel, um Infektionen durch Tierbisse oder Insektenstiche sowie um Infektionen von Wunden. Manche Versicherer bieten auch eine spezielle Infektionsklausel für Heilberufe an, die für Notärzte sinnvoll sein kann.
Welche Erweiterungen des Unfallbegriffs sind für Notärzte sinnvoll?
Hier sind vor allem Vergiftungen durch Gase, Dämpfe und andere schädliche Stoffe zu nennen, da diese hin und wieder vorkommen (Beispiel CO-Vergiftung). Der Unfallbegriff sollte sich weiter auf Ertrinken und Ersticken, sowie auf Explosions- oder sonstige Druckwellen und mechanische / chemische / elektrische Einwirkungen erstrecken. Gute Unfallversicherungen decken auch Schäden durch Ohnmachts- oder Schwindelanfälle ab, sowie Einschlafen infolge Übermüdung.
Sind Impfschäden mitversichert?
Bei guten Tarifen sind Impfschäden versichert. Hierbei sollte man darauf achten, dass es sich nicht um eine Aufzählung der entsprechenden Schutzimpfungen handelt, sondern um eine offene Klausel, die auch neue Impfungen einschließen. Wichtig ist, dass die Unfallversicherung zum Zeitpunkt der entsprechenden Impfung bereits bestanden haben muss.
Wann und wie leistet die Berufsgenossenschaft (BG)?
Die BG leistet für Arbeits- und Wegeunfälle, sowie für Berufskrankheiten. Die Leistungen reichen dabei von medizinischen Behandlungen über Verletztengeld bis hin zu Rentenleistungen und Zahlungen an Hinterbliebene. Der Schutz über die Berufsgenossenschaft ist in Deutschland besser als in den meisten anderen Ländern, allerdings hat er auch Lücken. Zudem ist die Höhe der Versorgung nach einem Unfall teilweise sehr niedrig. Laut der Statistik der Gesetzlichen Unfallversicherung gab es 2019 insgesamt 1.058.219 gemeldete Arbeits- und Wegeunfälle, woraus 17.988 (=1,7%) neue Unfallrenten resultierten. Die durchschnittliche Unfallrente an Versicherte betrug 2019 etwa 546 Euro pro Monat. Viele Geschädigte erhalten also gar keine Entschädigung, andere nur sehr überschaubare Leistungen.
Welche Vor- und Nachteile hat die gesetzliche Unfallversicherung (GUV)?
Vorteile:
Nachteile:
Wieso solltest du eine Dynamik vereinbaren?
Durch die Inflation und einen steigenden Lebensstandard ist mit zunehmendem Lebensalter eine höhere Leistung aus der Unfallversicherung sinnvoll. Darum bieten viele Versicherer eine sogenannte Dynamik an, durch die die Beiträge und Leistungen jedes Jahr zum Beispiel um 3% steigen. Eine Dynamik ist sinnvoll und verpflichtet dich zu nichts. Die meisten Versicherer bieten an, ein oder zwei Jahre hintereinander der Dynamik zu widersprechen und sie im darauffolgenden Jahr wieder anzunehmen, wenn dir der Beitrag sonst zu stark steigt. Je nach Versicherer fällt die Dynamik nach zwei oder drei Widersprüchen weg und die Leistungen bleiben zukünftig konstant. Trotzdem kannst du in der Regel zu einem späteren Zeitpunkt den Wiedereinschluss der Dynamik vereinbaren.